Mittelpunkt friesischer Volkstumsarbeit

von Max Petersen

Die Gemeinde Niebüll, 1436 erstmalig urkundlich erwähnt, erhielt im Jahre 1960 die Stadtrechte. In den fast 575 Jahren hat sich Niebüll zu einem bedeutenden Gemeinwesen in der Bökingharde entwickelt. Etliche Veranstaltungen werden in den Jahren 2010 und 2011 auf diese Entwicklung besonders eingehen.

Niebüll kann sicherlich auch als der Mittelpunkt der friesischen Volkstumsarbeit auf dem festländischen Teil des Kreises Nordfriesland angesehen werden, wobei die Umlandgemeinden in der Bökingharde und der Wiedingharde einen erheblichen Anteil an der Erhaltung der friesischen Sprache und des Brauchtums im nördlichen Bereich haben.

Nach Dr. Ernst Obsen George (1894 – 1970), Studienrat an der Friedrich-Paulsen-Schule – ein unermüdlicher friesischer Fanatiker – gelten die Einwohner der Bökingharde von jeher nach ihrem Aussehen, ihrem Charakter und ihrer Sprache als typische Friesen. Man braucht nur die Bilder von Carl Ludwig Jessen zu betrachten, um diese Beobachtung bestätigt zu finden.

1905 sprachen von 1971 Bewohnern Niebülls noch 1078 (54,7 %) friesisch als Muttersprache, in Deezbüll war der Prozentsatz noch weit höher; er lag 1927 bei 72,5 %. Aus diesem Grunde ist es zu verstehen, dass der Zentralort Niebüll auch vor der Stadtgründung, insbesondere durch den „Frasche Feriin for Naibel-Deesbel än trinambai“ Mittelpunkt der friesischen Volkstumsarbeit war.

Von hier gingen wesentliche Impulse aus durch folgende Personen:

  • Pastor Friedrich A. Feddersen aus Niebüll, Gründer des Vereins im Jahre 1879. Er begann für die Einrichtung eines Museums Gegenstände zu sammeln, die er dem Verein überließ und die noch heute im Heimatmuseum zu sehen sind.
  • Heimatdichterin, Lehrerin und Gründerin der friesischen Bühne Katharina Ingwersen aus Deezbüll.
  • Heimatdichter und Küster Nis-Albrecht Johannsen aus Deezbüll.
  • Heimatdichter und Lehrer Albrecht Johannsen aus Deezbüll, der Sohn von Nis-Albrecht Johannsen.
  • Dichterin Herrlich Jannsen aus Niebüll.
  • Kunstmaler Professor Karl-Ludwig Jessen aus Deezbüll.
  • Kunstmaler Professor Hans-Peter Feddersen aus den Kleiseerkoog.
  • Lehrer Broder Clausen aus Niebüll.
  • Emil Ewald aus Niebüll, zeitweise Präsident des Friesenrates und Vorsitzender des Nordfriesischen Vereins.
  • Studienrat Dr. Ernst Obsen George aus Niebüll.

Auch heute noch darf Niebüll mit dem Frasche Feriin als Mittelpunkt der friesischen Volkstumsarbeit anzusehen sein, zumal auch das Friesische Heimatmuseum im Ortsteil Deezbüll seit 1929 Aufschluss darüber gibt, wie die Vorfahren in der Zeit vor der Industrialisierung ihre Häuser bauten und wie sie darin wohnten. Und wir werden erinnert an die eigene alte friesische Kultur.

Auch wenn heute der Anteil der friesisch sprechenden Bevölkerung geringer geworden ist, so interessieren sich doch viele Bewohner der engeren Heimat sowie unsere vielen Feriengäste für die friesische Sprache und was sonst noch als friesisch angesehen wird.