Der Verein für Niebüller Geschichte e.V. gibt heute, am 7. Mai 2014, hier auf dem Parkfriedhof den Gedenkstein von 1898 der Öffentlichkeit zurück.

„Zur Erinnerung an den glorreichen Feldzug 1870 -71 den gefallenen Kameraden 

vom Kampfgenossenverein gewidmet — 1898“ 

Inschrift der Gedenkplatte unter dem Profil Kaiser Wilhelms I.

Ursprünglich hatte dieser Findlingsblock auf einem Sockel von Feldsteinen geruht und war gekrönt von einem bronzenen Adler. Das Denkmal wurde 1898 vor dem Südportal der Niebüller Christuskirche aufgestellt und 1970 auf Beschluss des Kirchenvorstandes und der Stadtvertretung vom THW abgetragen. 

Ein Augenzeuge berichtete uns, dass er eines Morgens auf dem Weg zur Arbeit die Trümmer des Adlers auf der Erde liegen sah. Diese Zerstörung war vermutlich der Anlass dafür, das gesamte Kriegerdenkmal zu entfernen. Es stammte aus einer Zeit, mit der man nichts anfangen konnte und auch nichts zu tun haben wollte. 

Nach der schleswig-holsteinischen Erhebung 1848 und dem Krieg von 1864 gegen Dänemark wurden landesweit Kriegervereine gegründet, die sich um die Unterstützung der Hinterbliebenen kümmerten und sich für die Errichtung und Pflege von Gedenksteinen einsetzten. Nach der Reichsgründung 1871 infolge des deutsch-französischen Krieges schlugen die Wellen der vaterländischen Begeisterung in ganz Deutschland noch höher, und die Kriegervereine, die ursprünglich politisch neutral waren, wurden als Gegengewicht zur verstärkten Organisation der Arbeiterbewegung und der Sozialdemokratie aufgebaut. 

Auch in Tondern, bis 1920 Amtssitz des deutschen Kreises Tondern, zu dem auch das heutige Amt Südtondern gehörte, wurde 1896 ein ähnliches Kriegerdenkmal errichtet. Es hat die Form einer Stele, auf der alle Namen der Gefallenen des Kreises Tondern eingraviert sind, dazu ein Relief des Kaisers und der Adler als Krönung. 

Bis 1945 stand das Denkmal in der Stadtmitte auf dem Kirchplatz neben dem Rathaus. Nach der Befreiung Dänemarks von der deutschen Besatzung wurde es im Juni 1945 entfernt und für 10 Jahre deponiert. Im Rahmen der Bonn-Kopenhagener Erklärung von 1955 wurde es hinter der Schweizerhalle, dem deutschen Versammlungshaus, wiedererrichtet. 40 Jahre später, und nach heftiger Diskussion, fand das Denkmal 1995 seine aktuelle Ruhestätte auf dem Tonderaner Friedhof in unmittelbarer Nähe der Soldatengräber des 1. Weltkrieges. 

Der zentrale Granitstein des Niebüller Ehrenmals lag 40 Jahre unbemerkt im Grünstreifen des Parkfriedhofs, mit der unbeschädigten Inschrift nach unten. Das Relief des Kaisers war ebenfalls erhalten geblieben und befand sich bereits im Besitz des Geschichtsvereins. 

Von dem Adler gibt es weiterhin keine Spur. Auch der Tonderaner Adler ist „entflogen“. Sein Aufenthalt ist aber bekannt: Er befindet sich im Schloss von Sonderburg im Museum. 

Der Verein für Niebüller Geschichte kümmert sich um den Erhalt von Zeugnissen der Vergangenheit unserer Stadt und bewahrt sie für unsere Nachkommen. Wir enthalten uns dabei weitgehend einer aktuellen Bewertung, denn jede Zeit muss ihren eigenen Zugang zur Vergangenheit finden. 

Wir danken dem Kirchenvorstand für die Genehmigung, den Gedenkstein auf dem Parkfriedhof aufzustellen. Unser Dank gilt auch dem Steinmetz Udo Funk für das Bearbeiten und Aufstellen des Steines. Die Kosten dafür hat der Verein für Niebüller Geschichte übernommen. 

Beate Jandt

Das Gemälde von E. Bauer aus dem Jahre 1923 zeigt das Ehrenmal von 1898 für die Gefallenen des deutsch-französischen Krieges von 1870/71, den Stegel als Eingangsportal zur Christuskirche und das sog. Küsterhaus.
Maria Schröder, geb. Raffelhüschen, hat das Bild dem Geschichtsverein nach ihrem Tode vermacht.