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Ausstellung „Niebüll im Nationalsozialismus“

Ausstellungseröffnung am 15. 3. 2015 im Richard Haizmann Museum

Die Ausstellung „Niebüll im Nationalsozialismus“ wirkte wie ein Magnet auf die zeitgeschichtlich interessierte Bevölkerung der ehemaligen Kreisstadt. Über 320 Besucher kamen zur Eröffnung in das Richard Haizmann Museum. Die Mitglieder des Geschichtsvereins haben in jahrelanger Vorbereitung Fotografien und Gegenstände aus den 30er und 40er Jahren gesammelt und nun ausgestellt. Parallel dazu sind zwei Bücher erschienen: Eine Dokumentation der Ereignisse im Spiegel der lokalen Presse, zusammengestellt von Wolfgang Raloff und eine Befragung von Niebüller Zeitzeugen sowie persönliche Berichte aus der Zeit des Dritten Reiches, aufgeschrieben von Beate und Wolfgang Jandt. In Kürze erscheint eine Sammlung von Briefen, die Dr. Charlotte Heidrich am Kriegsende an ihren Mann schrieb, zusammengestellt von Albert Panten. In seiner Begrüßung schlug Hausherr Dr. Uwe Haupenthal einen Bogen von dem gesellschaftlichen und politischen Hintergrund der NS-Zeit bis zu Richard Haizmann, der im Jahre 1934 als „entarteter“ Künstler nach Niebüll kam. Landrat Dieter Harrsen hob hervor, dass er gern die Schirmherrschaft über die Ausstellung übernommen habe. In seinem Vortrag warnte er vor populistischen Ansätzen, wie sie zum Beispiel bei der Pegida zum Ausdruck kommen, und beschwor die demokratische Ordnung in Deutschland, die nur durch den engagierten Einsatz der Zivilgesellschaft aufrecht erhalten und weiterentwickelt werden könne. Bürgermeister Wilfried Bockholt zeigte sich nach der Lektüre der Zeitungsrecherche von Wolfgang Raloff tief betroffen über die Begeisterung, mit der die Demokratie 1933 zu Grabe getragen wurde, und wie sich alle Vereine und Organisationen bereitwillig der Gleichschaltung unterwarfen. Die Vorsitzende des Geschichtsvereins, Beate Jandt, dankte allen Sponsoren und den Bürgerinnen und Bürgern für ihre Unterstützung. Nur mit ihrem Beitrag konnte die Vielfalt und der enge Bezug auf unseren Kreisort Niebüll erreicht werden. Sie verwies darauf, dass die Fotos und die Zitate aus der Zeitung eine Einheit bildeten. „Wir haben uns vorgenommen, die Bilder und Texte für sich sprechen zu lassen und uns einer persönlichen Bewertung weitgehend zu enthalten. Wir denken, dass der aufmerksame Betrachter sich ein eigenes Urteil bilden wird.“

Die Ausstellung wurde bis zum 3. Mai 2015 gezeigt!

Finnisage am 3. Mai 2015

70 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges haben wir mit unserem Projekt „Niebüll im Nationalsozialismus“ den Nerv der Geschichte unserer Stadt getroffen. Diese Ausstellung hatte, den heutigen Tag eingeschlossen, mehr als 2.500 Besucher, darunter 10 Schulklassen: der FPS, der Beruflichen Schule und der Gemeinschaftsschule.

Es kamen Gäste aus ganz Deutschland in unser Museum. Manche Urlauber, die ihre Osterferien hier verbrachten, haben ihren Aufenthalt in unserer Stadt spontan zu einem Ausstellungsbesuch genutzt. Auffällig viele Besucher kamen aus Dänemark, um sich zu informieren. Ihr Interesse hat uns beeindruckt und gezeigt, wie entspannt wir heute miteinander umgehen können.

Viele Besucher waren auf der Spurensuche nach ihrer Familiengeschichte im Dritten Reich. Einige Ältere haben sich und ihre Freunde und Bekannten auf den Fotos wiedererkannt. Sie berichteten freimütig über die Zeit, in der sie Kinder oder Heranwachsende waren. Sie fühlten sich hier nicht als Beschuldigte, die dem System in der HJ oder dem BDM gedient hatten.

Das entspricht ganz und gar unserem Konzept: wir zeigen in Bildern, was hier in Niebüll gewesen ist, wir dokumentieren in Zeitungsberichten die 12 Jahre der Naziherrschaft, aber wir heben nicht den moralischen Zeigefinger.

Es wurde bemängelt, dass wir nichts über die Ursachen und Anfänge des Nationalsozialismus zeigen. Ich erinnere dazu an den Vortrag von Albert Panten am 27. Februar 2014 im Rathaussaal über die „Entwicklung des völkischen Gedankens in Niebüll“ anhand von Beispielen aus der Zeit von 1900 bis 1933.

Uns ist auch bewusst, dass wir eine Reihe von Mitbürgern mit unserem Projekt nicht erreicht haben. Das bedauern wir sehr, aber es ist eine Tatsache, mit der wir leben müssen.

Wir sind jedoch überzeugt, dass die demokratischen Grundlagen der Gewaltenteilung, des offenen Diskurses, der Kompromissfindung, mit anderen Worten, dass der freiheitliche Rechtsstaat uns inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen ist. Dafür treten wir ein, und dafür haben wir letzten Endes diese Arbeit gemacht.

Ich danke jedem Einzelnen in unserem Geschichtsteam für seinen Beitrag an unserem Projekt. Wir haben alle einen persönlichen Gewinn daraus gezogen und unser Wissen erweitert. Den vielen Besuchern danken wir dafür, dass sie unser Angebot angenommen haben.

Beate Jandt

Veröffentlichungen:

Projekt 1933 bis 1945

Befragung von Zeitzeugen von Beate und Wolfgang Jandt

Dezember 2012

zu Paul Andresen

Eine Kindheit als Ausgestoßener

Paul Andresen wurde am 17. September 1933 im Niebüller Krankenhaus geboren. Es war ein Sonntag, deshalb war sein Vater zu Hause und konnte seine Frau in die Klinik begleiten. Er saß im Wartezimmer, als der Arzt zu ihm kam und erklärte, das Neugeborene habe eine Lippen- und Gaumenspalte, im Volksmund Hasenscharte und Wolfsrachen genannt. Er wäre bereit, dieses missgebildete Kind von seinen Leiden zu „erlösen“. Herr Andresen solle sich mit seiner Frau beraten. Er würde ihnen dafür eine Stunde Zeit geben. Für Pauls Eltern gab es keinen Zweifel, dass sie ihr Kind behalten wollten. Es gab für sie kein „unwertes“ Leben. Sie nahmen Paul mit in ihr Haus in der Kirchenstraße, wo er aufwuchs. Noch als Säugling wurde er an der Lippe operiert. Der Gaumen blieb offen. Die Eltern waren immer besorgt, dass man ihrem Sohn etwas antun könnte und trafen Vorkehrungen, um ihn zu verstecken.

Die Kinder, die im Umfeld der Niebüller Kirche wohnten, spielten gern auf dem Gelände der Firma Nöhring ( in späterer Zeit die „Autokraft“, inzwischen ist das Gebäude abgerissen). Sie nannten es „Fliegerhorst“, weil hier viele Materialien abgeladen wurden, die für den Flugplatz Leck bestimmt waren. Auch wurden hier die Kraftfahrzeuge der wichtigen Vertreter von Partei und Staat abgestellt, wenn sie die Insel Sylt besuchten.

Im Juli 1939 kam Dr. Josef Mengele mit seiner jungen Frau Irene, geb. Schoenbein, mit dem Auto in Niebüll an, um auf der Insel Sylt die Flitterwochen zu verbringen. Als Assistent am „Institut für Erbbiologie und Rassenhygiene“ in Frankfurt am Main hatte er 1938 promoviert mit dem Thema „Sippenuntersuchung bei der Lippen-Kiefer-Gaumenspalte“, einem Versuch, die Erblichkeit dieser Fehlbildung nachzuweisen. Als Lagerarzt im KZ Auschwitz vom 30. Mai 1943 bis zum 18. Januar 1945 – neun Tage vor der Befreiung des Lagers – erlangte Dr. Mengele eine schreckliche Berühmtheit.

Paul Andresens Vater versteckte seinen Sohn auf dem Hausboden zwischen der Balkenlage unter den Dielen. Woher er wusste, dass Paul abgeholt werden sollte, ist nicht bekannt. Die Nazi-Schergen kamen ins Haus und suchten nach ihm. Er hörte sie rufen: „Paul, wo bist du? Wir finden dich doch! “ Aber er verhielt sich ganz ruhig, so wie sein Vater es ihm eindringlich gesagt hatte. In der folgenden Woche durfte Paul nicht auf die Straße, er musste den Tag im Stall verbringen. Seine Mutter und seine Oma versorgten ihn mit Essen und Trinken. Um sich die Zeit zu vertreiben, spielte Paul mit Brikettstücken, aus denen er etwas baute.

Als Dr. Mengele und seine Begleitung wieder abgereist waren, schien die Bedrohung vorüber zu sein. Paul wurde nicht weiter verfolgt, aber als er im Jahr darauf in die Schule kam, stand er immer isoliert am Rande. Er konnte ja nicht sprechen. Die Laute, die er von sich gab, waren unverständlich. Wegen seiner guten schriftlichen Leistungen wurde Paul Jahr um Jahr versetzt. Dennoch fühlte er sich einsam und erniedrigt, weil er keine Freunde hatte und die Mitschüler ihn hänselten. Als der Krieg zu Ende war, schlossen sich Pauls Eltern der dänischen Minderheit an. Der dänische Gesundheitsdienst schickte Paul nach Aarhus, wo er an der Lippe und dem Gaumen operiert wurde und sprechen lernte. Er war inzwischen 12 Jahre alt. Nach seiner Konfirmation im Jahre 1949 lernte Paul das Maurerhandwerk bei der Firma Carl Christiansen. Als er 19 Jahre alt war, ging er als Maurergeselle nach Solingen, um in der Nähe einer Spezialklinik zu sein. Er war nun ausgewachsen, so dass die Fehlbildung dauerhaft korrigiert werden konnte. In Düsseldorf wurde er mehrfach operiert und erhielt eine Schulung im Sprechen. Zehn Jahre später, im Februar 1962, kehrte Paul Andresen zurück nach Niebüll. Nach dem Tode des Vaters sah sich seine Mutter nicht in der Lage, das alte Reetdachhaus allein zu erhalten. Paul nahm seine Berufstätigkeit in seinem früheren Lehrbetreib wieder auf, ersetzte im Laufe der Zeit das Friesenhaus durch einen Neubau an derselben Stelle und heiratete 1976 eine Frau mit zwei Töchtern. Er ist stolz auf seine Enkeltochter, die gerade ihre Prüfung als Polizistin bestanden hat. Paul Andresen wird in diesem Jahr achtzig Jahre alt. Er ist seinen Eltern bis heute dankbar, dass sie ihn beschützt haben vor einem frevelhaften System, dem so viele unschuldige Menschen zum Opfer gefallen sind.

Beate Jandt

In diesem Haus in der Kirchenstraße in Niebüll wuchs Paul Andresen auf. Hier wurde er auch von seinem Vater vor den Nazi-Schergen versteckt. Das Reetdachhaus ist in den 70er Jahren durch einen Neubau ersetzt worden.
Paul Andresen 1940 als Siebenjähriger gemeinsam mit seinen jüngeren Schwestern Irmgard und Dora
(beide sind inzwischen verstorben).

Gedenkstein von 1898 auf dem Parkfriedhof

Der Verein für Niebüller Geschichte e.V. gibt heute, am 7. Mai 2014, hier auf dem Parkfriedhof den Gedenkstein von 1898 der Öffentlichkeit zurück.

„Zur Erinnerung an den glorreichen Feldzug 1870 -71 den gefallenen Kameraden 

vom Kampfgenossenverein gewidmet — 1898“ 

Inschrift der Gedenkplatte unter dem Profil Kaiser Wilhelms I.

Ursprünglich hatte dieser Findlingsblock auf einem Sockel von Feldsteinen geruht und war gekrönt von einem bronzenen Adler. Das Denkmal wurde 1898 vor dem Südportal der Niebüller Christuskirche aufgestellt und 1970 auf Beschluss des Kirchenvorstandes und der Stadtvertretung vom THW abgetragen. 

Ein Augenzeuge berichtete uns, dass er eines Morgens auf dem Weg zur Arbeit die Trümmer des Adlers auf der Erde liegen sah. Diese Zerstörung war vermutlich der Anlass dafür, das gesamte Kriegerdenkmal zu entfernen. Es stammte aus einer Zeit, mit der man nichts anfangen konnte und auch nichts zu tun haben wollte. 

Nach der schleswig-holsteinischen Erhebung 1848 und dem Krieg von 1864 gegen Dänemark wurden landesweit Kriegervereine gegründet, die sich um die Unterstützung der Hinterbliebenen kümmerten und sich für die Errichtung und Pflege von Gedenksteinen einsetzten. Nach der Reichsgründung 1871 infolge des deutsch-französischen Krieges schlugen die Wellen der vaterländischen Begeisterung in ganz Deutschland noch höher, und die Kriegervereine, die ursprünglich politisch neutral waren, wurden als Gegengewicht zur verstärkten Organisation der Arbeiterbewegung und der Sozialdemokratie aufgebaut. 

Auch in Tondern, bis 1920 Amtssitz des deutschen Kreises Tondern, zu dem auch das heutige Amt Südtondern gehörte, wurde 1896 ein ähnliches Kriegerdenkmal errichtet. Es hat die Form einer Stele, auf der alle Namen der Gefallenen des Kreises Tondern eingraviert sind, dazu ein Relief des Kaisers und der Adler als Krönung. 

Bis 1945 stand das Denkmal in der Stadtmitte auf dem Kirchplatz neben dem Rathaus. Nach der Befreiung Dänemarks von der deutschen Besatzung wurde es im Juni 1945 entfernt und für 10 Jahre deponiert. Im Rahmen der Bonn-Kopenhagener Erklärung von 1955 wurde es hinter der Schweizerhalle, dem deutschen Versammlungshaus, wiedererrichtet. 40 Jahre später, und nach heftiger Diskussion, fand das Denkmal 1995 seine aktuelle Ruhestätte auf dem Tonderaner Friedhof in unmittelbarer Nähe der Soldatengräber des 1. Weltkrieges. 

Der zentrale Granitstein des Niebüller Ehrenmals lag 40 Jahre unbemerkt im Grünstreifen des Parkfriedhofs, mit der unbeschädigten Inschrift nach unten. Das Relief des Kaisers war ebenfalls erhalten geblieben und befand sich bereits im Besitz des Geschichtsvereins. 

Von dem Adler gibt es weiterhin keine Spur. Auch der Tonderaner Adler ist „entflogen“. Sein Aufenthalt ist aber bekannt: Er befindet sich im Schloss von Sonderburg im Museum. 

Der Verein für Niebüller Geschichte kümmert sich um den Erhalt von Zeugnissen der Vergangenheit unserer Stadt und bewahrt sie für unsere Nachkommen. Wir enthalten uns dabei weitgehend einer aktuellen Bewertung, denn jede Zeit muss ihren eigenen Zugang zur Vergangenheit finden. 

Wir danken dem Kirchenvorstand für die Genehmigung, den Gedenkstein auf dem Parkfriedhof aufzustellen. Unser Dank gilt auch dem Steinmetz Udo Funk für das Bearbeiten und Aufstellen des Steines. Die Kosten dafür hat der Verein für Niebüller Geschichte übernommen. 

Beate Jandt

Das Gemälde von E. Bauer aus dem Jahre 1923 zeigt das Ehrenmal von 1898 für die Gefallenen des deutsch-französischen Krieges von 1870/71, den Stegel als Eingangsportal zur Christuskirche und das sog. Küsterhaus.
Maria Schröder, geb. Raffelhüschen, hat das Bild dem Geschichtsverein nach ihrem Tode vermacht.

Der Bierkönig kommt ins Andersen-Hüs

Das Wandbild des Friesenmalers Carl Ludwig Jessen wird für die Nachwelt erhalten.

Dieses Kunstwerk hatte man fast vergessen: Im früheren Schankraum der ehemaligen Gaststätte „Morgenstern“ in Niebüll-Deezbüll befand sich ein nahezu unbekanntes Wandbild des Friesenmalers Carl Ludwig Jessen. Der Abriss des Hauses steht an, doch längst waren die Retter des „Bierkönigs“ aktiv. 

Denn auf Initiative des Niebüller Geschichtsvereins, dem Lars Brunk das Wandbild geschenkt hatte, wird das skurrile Kunstwerk nun gerettet und wandert nach der Restaurierung ins Andersen-Hus nach Klockries. Dies gaben Beate Jandt, Vorsitzende des Niebüller Geschichtsvereins und Gerhard Johannsen, 2. Vorsitzender des Ostermooriger Friesenvereins, jetzt bekannt. 

Es liest sich wie ein Krimi. Denn so ohne weiteres konnte der aufgemalte „Bierkkönig“ nicht von der Wand gelöst werden. Eine Spezialfirma aus Lübeck musste beauftragt werden. Am 17. März 2014 galt es, das Wandteil herauszulösen und zu konservieren. 

Vier Tage lang waren die Spezialisten am Werk. Sie verklebten das Werk mit Japanpapier und verschränkten die Fläche mit einer umfangreichen Holzkonstruktion, um ein Auseinanderbrechen zu verhindern. Dann wurde die Mauer seitlich entfernt. Ein spannender Moment: Hier stand alles auf der Kippe. Hauseigentümer Lars Brunk und die Helfer des Friesenvereins atmeten ebenso durch wie die Restauratoren, als die Operation trotz lädierter Hände perfekt war. Nach der gelungenen Aktion wurde der „Bierkönig“ mit einem Spezialtransporter nach Lübeck in die Werkstatt überführt, wo er durch einen Stahlträger auf der Rückseite stabilisiert und bald in neuem Glanz erstrahlen wird. 

Beate Jandt und Gerhard Johannsen hatten zuvor für die kostspielige Arbeit und die Restaurierung fast 17.000 Euro zusammengesammelt. Sie fanden Unterstützung bei der Friede-Springer-Stiftung, dem Bürgerwind-Park Niebüll, der NOSPA, den Stadtwerken und vielen Privatpersonen. 

Bei der Standortwahl gab es Soforthilfe von dem Ostermooriger Friesenverein. Denn ursprünglich sollte der Bierkönig ins Niebüller Friesenmuseum. Doch dort war der Platz nicht ausreichend, so dass der Friesenverein Niebüll-Deezbüll absagte. Nun kam das Andersen-Hüs ins Spiel. In einer schlaflosen Nacht fiel Beate Jandt das beliebte Kulturzentrum ein. Belesen wie sie ist, wusste sie, dass Carl Ludwig Jessen einige Zeit in Klockries gelebt hatte. In den Jahren zwischen 1869 und 1874. »Das passt«, dachte sie sich. Die Ostermooringer Friesen sahen es genauso. 

»Das Bild gehört in die Region!“ waren sich die Vereinsvorstände schnell einig. Und es ist im stark frequentierten Andersen-Hüs am richtigen Platz. Hier gibt es Bier, hier sind die Friesen zuhause. Und genau dort wird der Bierkönig ganz vorn, wie es sich gebührt, im Veranstaltungsraum platziert. 

Eine Niebüllerin verfolgt das Geschehen aufmerksam: „Ich bin mit dem Bild vom Bierkönig aufgewachsen“, sagt Josefine Jansen, Schwester von Hans-Joachim Kühl. Der Kaufmann war der Inhaber der Gaststätte Morgenstern. „Mein Großvater hat die Gaststätte 1888 erworben. Der Raum mit dem Bierkönig gehörte damals zur Gaststube dazu“, erzählt Josefine Jansen. Ihre Mutter ließ es vor langer Zeit von dem Hamburger Künstler Tom Hops restaurieren. 

Die Einweihungsfeier ist für diesen Sommer geplant. 

Der Kunsthistoriker und Carl Ludwig Jessen-Kenner Nr. 1, Professor Dr. Ulrich Schulte-Wülwer, wird die Festrede halten. Es soll ein richtig tolles Fest werden. Nur schade, dass die Brauereien als Sponsoren das Potenzial des Bierkönigs noch nicht entdeckt haben. Beate Jandt setzt nun darauf, dass es noch ortsansässige Geldgeber gibt, damit die Rettung des „Bierkönigs“ und der Einbau am neuen Standort vollständig finanziert werden können. Zum Wandbild selbst: Das Gemälde zeigt einen prachtvoll gekleideten Herrscher, der seinen Thron auf einer Bühne im Wald aufgestellt hat. Der stattliche, vollbärtige Riese hält jedoch kein Zepter in der Hand, sondern ein Maß Bier. Ein holder Knabe schaut zu ihm auf. Im unteren Teil des Bildes, das bislang von einem Heizkörper verdeckt war, sind zwei Männer beim Zuprosten zu entdecken. Während der eine ein trinkfester Burschenschaftsstudent sein dürfte, ist der „Herr mit Hut und Bart“ mit großer Wahrscheinlichkeit Carl Ludwig Jessen selbst. Der frühere Gastwirt Nicolay Nissen war ein Schwager des Künstlers. Er könnte das Bild in Auftrag gegeben haben – um die Gaststube zu schmücken. 

Der Kornkoog

Flurbereinigung des Kornkoogs im Kreis Südtondern (in den 1950er Jahren)

Der Kornkoog bildet eine Geestinsel fast ausschließlich aus Sandboden und ist von Marschkögen umgeben. Die Bauernhöfe liegen kranzförmig um den Kornkoog herum, der größere Teil ihrer Betriebsfläche liegt in den Marschkögen. Durch die Flurbereinigung wurden Grundstücke zusammengelegt, Grenzgräben verfüllt, neue Sielzüge und Wirtschaftswege geschaffen und sechs landwirtschaftliche Betriebe in den Kornkoog ausgesiedelt.

Zwischen Risum und Deezbüll wurde eine direkte Straßenverbindung hergestellt. Das neue Schöpfwerk in Maasbüll sollte die Entwässerung des Kornkooges sicherstellen.

Das Flurbereinigungsverfahren wurde 1959 abgeschlossen. Die aus Niebüll ausgesiedelten Höfe liegen heute wieder im bebauten Stadtgebiet und werden nicht mehr landwirtschaftlich genutzt.

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Reetdachhäuser sind Kulturdenkmale

Rückschau auf die dörfliche Vergangenheit Niebülls

Unser Beitrag zum Landeserntedanktag 2007 in Niebüll war eine Rückschau auf die dörfliche Vergangenheit unserer kleinen Stadt und zeigte Bauernhöfe und Gaststätten, die auf einer Karte von 1873 wie Perlen auf einer Schnur an der Hauptstraße von Niebüll und Deezbüll lagen.

Beide Orte waren zu der Zeit Straßendörfer ohne eine Mitte.

Das änderte sich grundlegend nach den beiden Weltkriegen. In den 20er Jahren dehnte sich Niebüll nach Westen aus. Hier entstand die sogenannte „Siedlung“. In den 50er Jahren setzte sich diese Entwicklung fort, aber zugleich wurde das alte Niebüll durch Aussiedlung der Bauernhöfe im Rahmen des „Programm Nord“ umgestaltet.

Heute hat die östliche Bebauung im Kornkoog die Aussiedlerhöfe erreicht. Die abgebildeten Gebäude sind in der Mehrzahl abgebrochen und in wenigen Fällen umgebaut worden.

Karte der Gemeinden Niebüll und Deezbüll, Kreis Tondern – Anno 1872
Huk, Uhlebüll
Teilweise erhalten und umgebaut als griechisches Restaurant
Hof Petersen, Uhlebüll
Abgebrochen und durch eine Straßenmeisterei ersetzt.
Armenhaus, Gotteskoogstraße 50  –  Abgebrochen und durch die Hausmeisterhäuser für das Schulzentrum ersetzt.
Hof Thomsen, Gotteskoogstraße 28
2007 abgebrochen, jetzt Grünflache und Privatparkplatz. 
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Hof Franzen, Kirchenstraße
Wirtschaftsteil abgebrochen, Wohnhaus erhalten.
Hof Jessen, Uhlebüller Str. 6
Abgebrochen und durch einen Supermarkt ersetzt.
Organistenschule, Friesische Str. 2
Am 4. Sept. 2007 abgebrannt und durch Neubau ersetzt.
Hof Marcussen, Hauptstraße 9-13
Abgebrochen und durch Mietwohnungen und Laden ersetzt. 

Gasthof Bossen, Hauptstraße 15
Durch Neubau und andere Anbauten ersetzt.
Hof Bussmann, Kirchensteig  –  Abgebrochen und durch „Hochhäuser“ in der Brandkuhle ersetzt.
Petersen, Stellmacherweg
Abgebrochen und durch ein Einfamilienhaus ersetzt.
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Schlachterei Raffelhüschen, Norderfangweg
1964 abgebrochen und durch Neubau ersetzt. 
„Braune Burg“, Hauptstraße 22
Abgebrochen und durch Herrenbekleidungsgeschäft ersetzt.
„Friesisches-Haus“ Hauptstraße 39
2007 abgebrochen, Neubau geplant.
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Gloyer, Hauptstraße 41a  –  Erhalten, 1990 grundrenoviert.
(Dokumentation 1991 durch Harke Feddersen u. Frauke Gloyer)
Gustav Cohrt, Hauptstraße 42
Abgebrochen und durch ein Feinkostgeschäft ersetzt.
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Hof Johannsen, Osterweg 16
Abgebrochen und durch Mehrfamilienhäuser ersetzt.
Hof Jannsen, Karl-Fr.-Str.  –  Abgebrochen u. durch ein Betriebsgebäude u. Fernmeldeturm ersetzt
Hof Jannsen, Peter-Schmidtsweg 5
Umbau zur Gastwirtschaft.
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Haus Moritzen, Hauptstraße 84
2007 abgetragen zum Wiederaufbau in den USA.

Redlefsen, Mühlenstraße
Abgebrochen und durch Einfamilienhäuser ersetzt.
Hof Friedrichsen, Deichstraße
Erhalten mit Nutzungsänderung.
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 Haus Firnhaber, Deichstraße
Erhalten wie auf dem Foto
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Tierarzt Brodersen, Westersteig
Abgebrochen und durch Appartementhaus ersetzt.
Gasthof Jessen, Koogsreihe 4   –  Als Wohnhaus erhalten
nach Abbruch der Durchfahrt und Veranda.
Stellmacher Sutor, Deezbüller Str. 4
Wohnhaus erhalten, Umbau des Wirtschaftsteils.
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Schmied Jessen, Süderfangweg 2  –  Haus im Vordergrund erhalten, das Haus dahinter durch Einfamilienhäuser ersetzt.
Hof Richardsen, Koogsreihe  –  Hofstelle als Gesamtbild erhalten, 2006 Wohnhaus in den Wirtschaftsteil eingefügt.
Hof Carstensen, C.-I.-Weg 2
Erhalten und vollständig renoviert.
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Friesenhaus, Deezbüller Str. 39
Abgebrochen und durch Baustoffhandel ersetzt.
Haus Amsel, Deezbüll
Erhalten mit zusätzlicher Wohnung im Wirtschaftsteil.
Geburtshaus Carl L. Jessen
Abgebrochen und durch ein Einfamiliehaus ersetzt.
 Küsterschule Deezbüll
Abgebrannt und durch ein Doppelhaus ersetzt.
Haus Antje, Deezbüller Str. 65
Erhalten mit kleinen Veränderungen.
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Wetteringshof
Abgebrannt und durch neue Hofstelle ersetzt.
Jugendherberge Deezbüll
Erhalten und noch immer von Gruppen genutzt.

Die Hauptstraße

Im Jahre 1866 wurde die Hauptstraße mit großen Kopfsteinen gepflastert. Die Steine wurden in Sachsen gekauft und auf der Elbe nach Hamburg transportiert und von dort auf dem Seewege nach Südwesthörn gebracht.

(Die Marschbahn von Altona nach Tondern wurde erst 1887 fertig gestellt).

1884 folgte die Pflasterung des Bürgersteiges.

1960 erhielt die Hauptstraße eine Kanalisation und wurde anschließend asphaltiert.

Ein großer Teil des Kopfsteinpflasters befindet sich angeblich in der ersten Wehle, die damals verfüllt wurde.

Die Hauptstraße war zugleich Durchgangsstraße ( L 7 ) und Hauptgeschäftsstraße.

In den Jahren 1985 – 1995 wurde die Hauptstraße unter Einbeziehung des Rathausplatzes umgestaltet.

Die Pflasterung folgte in zwei Abschnitten, zunächst vom Mittelfangweg bis zur Böhmestraße und danach bis zur Lornsenstraße.

Die Ortsdurchfahrt erfolgt jetzt über die Brandkuhle und den Osterweg.

Die Hauptstraße ist in ihrem gepflasterten Bereich verkehrsberuhigt d. h. alle Verkehrsteilnehmer sind gleichberechtigt.

Die Stadtmitte ist zu einem beliebten Ort der Begegnung geworden.

Straßennamen nach Persönlichkeiten

Namen von Persönlichkeiten, denen Straßennamen in Niebüll gewidmet wurden

Aus dem städtischen Ausschuss für Wirtschaft, Verkehr und Fremdenverkehr kam eine Anfrage an den „Verein für Niebüller Geschichte e.V.“, ob er zu den Namen von Persönlichkeiten, denen Straßennamen in Niebüll gewidmet wurden, einige Ausführungen machen könnte.

Wir vom Verein haben in verschiedenen Quellen recherchiert. Die Bearbeitung wurde von Max Petersen und Beate und Wolfgang Jandt durchgeführt. Die Absicht war und ist, unter das Straßenschild ein kleines Schild mit Erläuterungen zur Person hinzuzufügen (siehe 2. Zeile einer jeden beschriebenen Person), so wie es schon in anderen Städten zu sehen ist. Das könnte ein Beitrag der Stadt sein zum Jubiläum „50 Jahre Stadt Niebüll“ im Jahre 2010. Es wirkt Identität stiftend und stärkt das Geschichtsbewusstsein der Niebüller Bürgerinnen und Bürger.

Alex-Eckener-Weg
Alex Eckener, 1870 – 1944, Maler und Grafiker

Alex Eckener war gebürtiger Flensburger und jüngerer Bruder des Zeppelinfahrers Hugo Eckener. Alexander „Alex“ studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München und kehrte 1892 in seine Heimatstadt zurück. 1899 ging er nach Stuttgart, wo er 1908 zum Professor für Lithographie und Holzschnitt avancierte. Seine eigentliche Stärke lag auf dem Gebiet der Radierung. Er schrieb die Erzählung „Dat swarte Peerd“ und versah sie mit Illustrationen. Auch illustrierte er Storms „Schimmelreiter“.

Alwin-Lensch-Straße
Alwin Lensch, 1880 – 1938, Rektor und Mitbegründer der Wohnungsbaugenossenschaft

Alwin Lensch war von 1912 – 1938 mit einjähriger Unterbrechung Leiter der Volksschule in Niebüll. Er hat sich besonders um das Schulwesen verdient gemacht (Volksschule, Berufsschule, Einrichtungen der Friedrich-Paulsen-Schule ). Die Grundschule trägt seinen Namen. Er erwarb sich nach 1920 große Verdienste um die Entstehung der „Siedlung“ im Westen der Stadt. Auch war er Mitglied im Kreistag und Kreisausschuss des ehemaligen Kreises Südtondern.

Thomas-Steenholdt-Weg
Thomas Steenholdt, 1885 – 1959, Schulleiter in Deezbüll

Thomas Steenholdt war vom 1.12.1931 – 30.9.1950 ununterbrochen als Hauptlehrer an der Deezbüller Volksschule tätig. Seine Vorgänger waren zugleich Küster der Kirche in Deezbüll. Er aber war der erste Lehrer ohne Küstertätigkeit, obwohl man ihn ständig als „Küster“ bezeichnete. Steenholdt besuchte die Präparanden-anstalt in Lunden von 1901 – 1904 und von 1904 – 1907 das bekannte Lehrerseminar in Tondern. Thomas Steenholdt war ein Lehrer aus Passion. Da er stets die letzten Jahrgangsklassen unterrichtete, war es ihm ein besonderes Anliegen, seinen Schülerinnen und Schülern das beste Rüstzeug für das weitere Leben mit auf den Weg zu geben. Viele Deezbüller und auch Gastschüler aus den benachbarten Kögen erinnern sich gern an diesen bedeutenden Pädagogen.

Katharine-Ingwersen-Weg
Katharine Ingwersen, 1879 – 1968, Lehrerin und friesische Heimatdichterin.

Katharine Ingwersen erblickte am 17.6.1879 in einem kleinen friesischen Reetdachhaus am Deezbüller Deich das Licht der Welt. Ihre Eltern entstammten einem alteingesessenen Deezbüller Friesengeschlecht. Von 1898–1901 besuchte sie das Lehrerinnenseminar in Schleswig. Nach bestandenem Examen wurde sie an ihre alte Schule in Deezbüll berufen. Hier versah sie in einer 44jährigen Tätigkeit mit großer Liebe und pädagogischem Geschick das Erzieheramt. Sie widmete sich darüber hinaus in vielen Beiträgen der friesischen Sprache und dem friesischen Volkstum. Sie erwarb sich große Verdienste als Lehrerin und Heimatdichterin und hat durch ihren enormen Einsatz die Grundlagen für das friesische Volkstum gelegt.

Nelle-Jannsen-Weg
Thusnelda Jannsen, 1863 – 1947, Lehrerin, Schriftstellerin

Thusnelda Jannsen, in Deezbüll geboren, war Jahrzehnte lang als Handarbeitslehrerin tätig und verfasste verschiedene kleine Schriften und Geschichten in friesischer Sprache, u.a. über Weihnachtsbräuche. Lesenswert sind auch ihre Aufzeichnungen über die Nachkriegszeit 1945/46. Den Kindern und Bedürftigen war sie als Wohltäterin bekannt.

Andreas-Christiansen-Straße
Andreas Christiansen, 1811 – 1889 Bauer und Stifter

Andreas Christiansen wurde am 1.10.1811 in Niebüll geboren. Er heiratete eine Bauerntochter aus dem Marienkoog. Durch gutes Wirtschaften verstand er es, die Eigentums- und Vermögensverhältnisse zu verbessern. Die Ehe blieb kinderlos. Er und seine Frau verfügten testamentarisch, Armen und Notleidenden der Gemeinden Marienkoog, Niebüll und Deezbüll zu helfen. Dafür wurde eine freie Stiftung eingerichtet, die noch heute besteht. Die Zinsen des Kapitals werden zu gleichen Teilen an die drei Gemeinden verteilt.

Lorenz-Jannsen-Straße
Lorenz Jannsen, 1734 – 1814, Bauer und Stifter

Lorenz Jannsen ist in Niebüll geboren. Er war Bauer. Seinen landwirtschaftlichen Betrieb schuf er im 1706 erschlossenen Neuen Christian-Albrechts-Koog in der Zeit von 1716 – 1720. Der Hof wurde als Pachthof betrieben. Lorenz Jannsen war nicht verheiratet. In seinem Testament bestimmte er, dass die Nettoeinkünfte aus seinem Besitz im Rahmen einer freien Stiftung den Bedürftigen der Gemeinden Christian-Albrechts-Koog, Niebüll und Deezbüll zugute kommen sollten. Die Ausschüttung sollte der jeweilige Deichvogt des Christian-Albrechts-Kooges vornehmen.

Der Hof ist auch heute noch im Besitz der Stiftung und muss erhalten bleiben. Im Stiftungsrat gibt es für jede der drei Gemeinden einen Zuständigen.

Frederik VI. (1768 – 1839), König von Gottes Gnaden zu Dänemark, Norwegen, der Wenden und Goten, Herzog zu Schleswig, Holstein, Stormarn, Dithmarschen und Lauenburg hat seinerzeit die Lorenz-Jannsen-Stiftung genehmigt.

Hebbelstraße
Friedrich Hebbel, 1813 – 1863, Dramatiker und Lyriker

Friedrich Hebbel war ein deutscher Dramatiker und Lyriker. Er wurde in Wesselburen in Dithmarschen geboren und lebte in ärmlichen Verhältnissen. Nach vielen Stationen und Fußmärschen durch Deutschland und Europa in häufiger finanzieller Notlage heiratete er 1846 in Wien die Burgschauspielerin Christine Enghaus. Von nun an lebte er bis zu seinem Tod in gesichertem materiellen Wohlstand. Sein größter literarischer Erfolg blieb bis heute das 1843 entstandene Drama „Maria Magdalena“.

Carl-Ludwig-Jessen-Straße
Carl Ludwig Jessen, 1833 – 1917, Heimat- und Friesenmaler

Durch ein Stipendium erhielt Carl Ludwig Jessen ab 1856 eine Akademieausbildung in Kopenhagen. 1865 kehrte er in seine Heimat zurück, erhielt 1867 ein Reisestipendium, das ihm zwei Jahre Aufenthalt in Paris und Rom ermöglichte. 1875 ließ er sich endgültig in Deezbüll nieder. Mit Aufträgen von Kirchengemeinden und Portraitmalerei sicherte er seinen Lebensunterhalt.

Sein Weg zum anerkannten Maler beginnt mit dem Ankauf des „Thinggerichts“ durch den Kieler Kunstverein 1875. Nach seiner Heirat 1893 kaufte er das sog. Turmhaus und bezog es im Jahr darauf.

Aus Anlass seines 150. Geburtstages wurden 1983 in den Museen in Niebüll und Husum viele Bilder von Carl Ludwig Jessen gezeigt.

Momme-Nissen-Weg
Momme Nissen, 1870 – 1943, Kunstmaler

Momme Nissen wurde in Deezbüll geboren und malte nach einer Lehre bei seinem Onkel Carl Ludwig Jessen Landschaften und Portraits. In seinen Bildern aus Nordfriesland dokumentierte er u.a. Interieurs friesischer Häuser im Stil der Heimatmalerei.

Er schloss sich den „Rembrandtdeutschen“ an und war Sekretär von Julius Langbehn, der ihn mit seiner Theorie der Erneuerung des Geisteslebens aus Kunst und Volkstum fesselte.

Nach seinem Übertritt zur katholischen Kirche wurde Momme Nissen 1916 Dominikanermönch und Priester.

Hans-Peter-Feddersen-Straße
Hans-Peter Feddersen, 1848 – 1941, Kunstmaler

Professor Hans-Peter Feddersen (der Jüngere) wurde in Westerschnatebüll geboren. Sein Vater war Bauer und ein hervorragender Portraitzeichner. Mit 18 Jahren ging H-P.F. d.J.

zur Akademie nach Düsseldorf und studierte danach an der Kunstschule Weimar. 1885 nahm er im Kleiseerkoog bei Niebüll seinen endgültigen Wohnsitz.

H.-P.F. ist der Entdecker der Landschaft Nordfrieslands. Er war der erste, der mit Palette, Farbkasten und einem Klappstuhl die Wiesen und Felder durchstreifte und im Wettlauf mit den ständig sich ändernden Wetter- und Lichtverhältnissen kleinformatige Landschaftsstudien malte.

Hans-Plutta-Weg
Hans Plutta, 1902 – 1980, Kunstmaler

Hans Plutta wurde in Kiel als Sohn eines Kapitäns geboren. Er besuchte die Kunstgewerbeschule seiner Heimatstadt und in den 1920er Jahren die Kunstakademie Berlin. Nach dem 2. Weltkrieg zog er nach Niebüll und entwickelte sich zu einem bedeutenden Maler heimischer Motive, vor allen Dingen der Nordsee in ihren vielen Facetten.

Klaus-Groth-Straße
Klaus Groth, 1819-1899, niederdeutscher Dichter

Klaus Groth wurde in Heide/Dithmarschen geboren, besuchte mit 18 Jahren das Lehrerseminar in Tondern und schied schon mit 28 Jahren aus dem Schuldienst aus. Auf Fehmarn schrieb er seine plattdeutsche Gedichtsammlung „Quickborn“, die ihn berühmt machte.

Dem Erhalt und der Pflege des literarischen Gesamtwerkes widmet sich die Klaus-Groth-Gesellschaft.

Theodor-Storm-Straße
Theodor Storm, 1817 – 1888, Dichter

Theodor Storm war sowohl als Lyriker als auch als Autor von Novellen und Prosa des deutschen Realismus bedeutsam. Im bürgerlichen Beruf war er Jurist. Er studierte in Kiel und Berlin und eröffnete 1843 eine Anwaltskanzlei in Husum. 1852 erteilte ihm der dänische Staat ein Berufsverbot. Storm ging nach Potsdam und Heiligenstadt und kehrte nach 1864 ins nunmehr preußische Husum zurück. Er wurde Amtsgerichtsrat und zog nach seinem Ruhestand nach Hademarschen in Holstein.

Zahlreiche Werke Storms spielen in Husum und seiner Umgebung. Die Erzählung

„Der Schimmelreiter“ wurde mehrfach verfilmt und wird häufig als Lektüre im Deutschunterricht verwendet.

Claudiusstraße
Andreas Christian Claudius, von 1770 – 1787 Pastor in Deezbüll

Er war ein Vetter des bekannten Dichters Matthias Claudius.

Emil-Nolde-Straße
Emil Nolde, 1867 – 1956, Maler

Emil Nolde war einer der führenden Maler des deutschen Expressionismus. Er ist einer der großen Aquarellisten in der Kunst des 20. Jh. Nolde ist bekannt für seine ausdrucksstarke Farbwahl.

Als Hans Emil Hansen in Nolde, Gemeinde Buhrkall geboren, nannte er sich ab 1902 nach seinem nordschleswigschen Heimatort. 1937 wurde sein neues Wohnhaus mit Atelier in Seebüll fertiggestellt. Nach dem Malverbot, das 1941 über ihn verhängt wurde, schuf er in Seebüll über 1300 kleinformatige Aquarelle, die er später als seine „Ungemalten Bilder“ bezeichnete.

Nach dem Kriege erhielt Emil Nolde zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen. Aus seinem Nachlass entstand 1957 die Nolde – Stiftung.

Friedrich-Paulsen-Straße
Friedrich Paulsen, 1846 – 1908, Philosoph und Pädagoge

Friedrich Paulsen wurde als Bauernsohn in Langenhorn geboren. Als Professor an der Berliner Universität wollte er die Philosophie „wieder in Beziehung zu der Bildung und den Aufgaben der Zeit setzen“.

Das Gymnasium in Niebüll trägt seinen Namen. Über sich selbst verfasste Friedrich Paulsen drei Jahre vor seinem Tod den bewegenden Spruch:

Der Wahrheit und der gesamten Vernunft Freund,
Feind der Lüge und dem Schein,
ein Anhänger der guten Sache, auch der nicht siegreichen,
der Ehre der Welt nicht allzu begierig,
nicht im Gefolge des Willens zur Macht,
der Heimat treu,
den Eltern und Lehrern seiner Jugend dankbar zugetan,
lebte er in einer Zeit, die von dem allen das Gegenteil hielt,
und verließ darum nicht unwillig diese Welt
in der Hoffnung einer besseren.

FRIEDRICH PAULSEN, 1905

 

Kurt-Bachmann-Ring
Kurt Bachmann, 1902 – 1987, Gärtner und Tierpräparator

Kurt Bachmann wurde in Celle geboren. Nach dem Besuch der Höheren Landbauschule in Soest und der Ausbildung zum Tierpräparator in Ravensburg arbeitete er in Ostpreußen und baute sich dort eine Gärtnerei auf. Nach dem Krieg begann er 1949 mit dem Aufbau einer Gärtnerei in Niebüll (Kornkoog), die er 1974 an seinen Sohn Jürgen Bachmann übergab.

Seine Sammlung von Tierpräparaten und Mineralien sowie unzähligen Versteinerungen stiftete er dem Naturkundemuseum.

Karl-Friedrich-Straße
Karl Friedrich Jannsen, verst. 1910, Bauer und Amtsvorsteher

Karl Friedrich Jannsen war von 1886-1910 zunächst Gemeindevorsteher von Niebüll und später Amtsvorsteher. Er war auch Deichvogt des Bökingharder Gottekooges und gehörte dem Aufsichtsrat der Kleinbahn Niebüll – Dagebüll an. Sein Bauernhof stand dort, wo sich heute der Fernmeldeturm befindet.

Fritz-Jannsen-Straße
Fritz Jannsen, 1917 – 1995, Bauer, Ehrenbürger der Stadt Niebüll

Fritz Jannsen war der Sohn von Karl-Friedrich Jannsen. Nach dem Kriege trat er in die Freiwillige Feuerwehr ein und wurde 1955 Ortswehrführer, bald darauf Gemeindewehrführer, ein Amt, das er mit großer Leidenschaft ausfüllte und bis 1995 behielt. Groß ist die Zahl seiner Ehrenämter in Politik und Gesellschaft. 1990 verlieh ihm die Stadt Niebüll die Würde eines Ehrenbürgers. Die nach Fritz Jannsen benannte Straße im Gewerbegebiet Ost liegt in seinen ehemaligen Ländereien.

Richard-Haizmann-Weg
Richard Haizmann, 1895 – 1963, Maler und Bildhauer

Richard Haizmanns künstlerische Laufbahn begann 1924 in Hamburg. Er arbeitete als Autodidakt und erreichte schnell einen gewissen Bekanntheitsgrad. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zerstörten SA–Trupps sein Skulpturenlager.

Richard Haizmann zog sich nach Niebüll zurück, wo er bei Walter Bamberger, Kunstlehrer an der FPS, Unterschlupf fand.

1986 wurde in den Räumen des alten Rathauses das Richard-Haizmann-Museum für moderne Kunst eröffnet. Es enthält Werke aus dem Nachlass des Künstlers und spätere Ankäufe. Das Museum zeigt heute neben der ständigen Ausstellung von Richard Haizmann wechselnde Ausstellungen mit Werken anerkannter Künstler.

Hans-Momsen-Straße
Hans Momsen, 1735 – 1811, Mathematiker

Der Fahretofter Landmann Hans Momsen erwarb im Selbststudium umfangreiche mathematische Kenntnisse, die er unter anderem als Landmesser anwandte. Er war in seiner Zeit ein berühmter Mathematiker, Mechaniker und Astronom. Als Deichvogt leitete er die Eindeichung des Juliane-Marienkooges.

Der Kreis Nordfriesland hat 1986 einen Preis für besondere kulturelle Verdienste geschaffen und ihn nach Hans Momsen benannt.

Jahnstraße
Friedrich Ludwig Jahn, 1778 – 1852, Begründer des deutschen Turnwesens

Friedrich Ludwig Jahn wird auch Turnvater Jahn genannt. Er legte 1811 in der Hasenheide in Berlin den ersten Turnplatz an. 1848 war er Mitglied in der Nationalversammlung und erlangte in der Folgezeit die volle Anerkennung als Bahnbrecher der Leibeserziehung

Böhmestraße
Emilio Böhme, 1877 – 1921, Landrat

Emilio Böhme stammte aus Angeln und war seit 1914 Landrat des Kreises Tondern. Nach der Abstimmung 1920 kam er als Landrat nach Niebüll, um den bei Deutschland verbliebenen Restkreis Südtondern zu verwalten. Ein Unglücksfall mit einer einspännigen Pferdekutsche auf dem Gotteskoog-Deich setzte seinem Leben ein frühes Ende. Emilio Böhme wurde in Nieblum auf Föhr beigesetzt.

Kantstraße
Immanuel Kant, 1724 – 1804, Philosoph

Immanuel Kant war ein deutscher Philosoph im Zeitalter der Aufklärung. Er lebte in Königsberg/Ostpreußen, im heutigen Kaliningrad. Kant schuf mit seinem Werk eine neue, umfassende Perspektive in der Philosophie, die die Diskussion bis ins 21.Jh. maßgeblich beeinflusst.

Am Rollwagenzug
Johan Clawes Rollwagen, Generaldeichgraf, Holländer

Behrend-Behrends-Weg
Behrend Behrends, Holländer, Wasserbauer

In der Zeit von 1603 – 1649 gab es viele Bemühungen um die Erschließung des Gotteskooges. Durch die Neueindeichung der Wiedaumündung und der Dagebüller Bucht geriet der Gotteskoog weiter weg von der Nordsee. Dadurch wurde die natürliche Entwässerung des Schlicklandes im Gotteskoog völlig unzureichend. Sturmfluten und das Geestwasser aus der Karrharde sorgten für ständige Überflutungen des Kooges. Die Eigentümer erzielten keine Erträge, verarmten und verließen mit ihren Familien den Gotteskoog. Holländische Fachleute wurden mit der Trockenlegung des Kooges beauftragt. Johan Clawes Rollwagen legte im Jahre 1622 dem Herzog Friedrich III. einen Plan vor. 1623 wurde mit der Trockenlegung der Ländereien begonnen mit dem Bau des Rollwagenzuges vom Aventofter-See über den Gotteskoog-See nach Süden.

Ingwer-Dethlefsen-Straße
Ingwer Dethlefsen, 1827 – 1912, Gemeindevorsteher in Deezbüll

Ingwer Dethlefsen war von 1872 – 1908 Gemeindevorsteher in Deezbüll und von

1874 – 1911 ehrenamtlicher Standesbeamter. Er war einer der profiliertesten Persönlichkeiten in seiner Heimatgemeinde. In der schleswig-holsteinischen Bewegung kämpfte er für die Unabhängigkeit von Dänemark. Er war Mitbegründer des Nordfriesischen Vereins und des Frasche Feriins for Naibel-Deesbel än trinambai. Er war der Schwager von Prof. Carl Ludwig Jessen.

Küsterweg
Benannt nach Nis Albrecht Johannsen, 1855 – 1935, Lehrer, Küster, fries. Dichter

Nis Albrecht Johannsen war von 1885 – 1908 Lehrer an der Volksschule in Deezbüll. Es war üblich, dass ein Lehrer gleichzeitig eine Küstertätigkeit (Kirchendienste) übernehmen musste, da die Kirche die Schulaufsicht hatte. Er war einer der letzten Lehrer mit einer Küstertätigkeit. Nis Albrecht Johannsen wurde in Klockries geboren. Mit der friesischen Sprache und der Kultur ist er aufgewachsen und hat sich zeitlebens für sie eingesetzt. Seinem Wunsch entsprechend wurde er Lehrer in seiner Heimat. Neben seiner Lehrertätigkeit und besonders nach seiner Pensionierung verfasste er eine große Anzahl Gedichte und Erzählungen in friesischer Sprache. Er hat seiner friesischen Heimat einen großen Schatz hinterlassen.

Albrecht-Johannsen-Straße
Albrecht Johannsen, 1888 – 1967, Schulrat, fries. Dichter

Nis Albrecht Johannsen war von 1885 – 1908 Lehrer an der Volksschule in Deezbüll. Es war üblich, dass ein Lehrer gleichzeitig eine Küstertätigkeit (Kirchendienste) übernehmen musste, da die Kirche die Schulaufsicht hatte. Er war einer der letzten Lehrer mit einer Küstertätigkeit. Nis Albrecht Johannsen wurde in Klockries geboren. Mit der friesischen Sprache und der Kultur ist er aufgewachsen und hat sich zeitlebens für sie eingesetzt. Seinem Wunsch entsprechend wurde er Lehrer in seiner Heimat. Neben seiner Lehrertätigkeit und besonders nach seiner Pensionierung verfasste er eine große Anzahl Gedichte und Erzählungen in friesischer Sprache. Er hat seiner friesischen Heimat einen großen Schatz hinterlassen.

Busch-Johannsen-Straße
Gert Busch Johannsen, 1929 – 1979, Mikrobiologe, Unternehmer

Anfang der 1950er Jahre wurde das Unternehmen Wiesby mit Teilen seiner Produktion von Tondern nach Niebüll verlegt. 1953 übernahm der 24jährige Gert Busch Johannsen das Familienunternehmen. Man begann mit der Herstellung von Joghurt-Kulturen. Von kleinsten Anfängen entwickelte sich die Firma rasant am Standort Niebüll und expandierte. 1992 wurde ein Neubau in der Schmiedestraße im Niebüller Gewerbegebiet Süd errichtet.

Die Verbindungsstraße zum Peter-Schmidts-Weg wurde durch die Stadt Niebüll in Anerkennung seiner unternehmerischen Verdienste nach Gert Busch Johannsen benannt.

1998 wurde das Unternehmen von Danisco übernommen und entwickelte sich bis heute zu einem Weltunternehmen. Etwa 100 Länder werden für die Milch- und Fleischverarbeitung mit tiefgefrorenen Bakterienstämmen aus Niebüll beliefert.

Lornsenstraße
Uwe Jens Lornsen, 1793 – 1838, Jurist

Uwe Jens Lornsen wurde in Keitum auf Sylt geboren. Er studierte in Kiel und Jena Jura und begeisterte sich als Burschenschaftler für die Einigung Deutschlands. Professor Falk in Kiel weckte sein Interesse für die friesische Geschichte. Er wurde Kontorchef der Schleswig-Holsteinisch-Lauenburgischen Kanzlei in Kopenhagen. 1830 bewarb er sich um den Posten eines Landvogts auf Sylt. Lornsen strebte die Trennung der Herzogtümer von Dänemark an und wurde deswegen verhaftet und seines Amtes enthoben. Er hinterließ als Vermächtnis sein 1841 herausgegebenes Buch „Die Unionsverfassung Dänemarks und Schleswigholstein“(!), in dem er die Zukunft Schleswig-Holsteins im Rahmen eines deutschen Reiches unter der Führung Preußens beschrieb. Lornsen darf als Vordenker des neuzeitlichen Verfassungsstaates angesehen werden.

Petrejusstraße
Petrus Petrejus, 1695 – 1745, Probst

Petrus Petrejus war gebürtiger Deezbüller und dort Pastor von 1720 – 1734 bzw. 1736. Zuvor war sein Vater Christian Peter Petrejus von 1694 – 1719 Pastor in Deezbüll. Von 1742 – 1745 war Petrus Petrejus Probst in Eiderstedt. Er verfasste das dreibändige Werk „Historische Nachricht von den Merkwürdigkeiten des Amtes Tondern“.

Peter-Schmidts-Weg
Peter Sönnichsen, genannt Peter Schmidt, zwischen 1800 – 1900, Kunstschmied

Über Peter Schmidt hat Pastor Friedrich August Feddersen in seinem Buch „Erzählungen eines Dorfpredigers“ geschrieben: Weit ab vom Dorf liegt ein einsames Gehöft ( gemeint sind Niebüll und Legerade ). An dem Gehöft vorbei führt ein einsamer wild zerklüfteter Weg durch zerronnene uralte Dünengebilde, über die sich weithin die Marsch gelagert hat. Rechts heraus, wenn man vom Dorfe kommt, dehnt sich in weite Fernen die Heide. Jener Weg, Schmidtsweg genannt, führt seinen Namen nach einem längst verstorbenen Manne.

Derselbe, ein übrigens sehr kunstfertiger Schmied, von dessen Geschicklichkeit noch viele verschlungene schmiedeeiserne Monogramme an den Giebeln der Häuser zeugen, besaß das verbriefte Recht, von allen vorüberziehenden Handlungsreisenden und sonstigem fahrenden Volk einen Wegzoll zu erheben.

Davon soll er regen Gebrauch gemacht haben. Mit dem Wegzoll war die Verpflichtung verbunden, den Weg, an dem sein Gehöft lag, in der gesamten Länge in einem befahrbaren Zustand zu halten.

Rudolf-Diesel-Straße
Rudolf Diesel, 1858 – 1913, Erfinder

Rudolf Diesel erhielt 1892 ein Patent auf eine Verbrennungskraftmaschine und entwickelte 1893 – 1897 mit der Maschinenfabrik Augsburg und der Firma Friedrich Krupp den nach ihm benannten Hochdruckverbrennungs-motor. Das erste Modell steht heute im Deutschen Museum in München. Im Gewerbegebiet Nord wurde nach ihm eine Straße benannt.

Robert-Bosch-Straße
Robert Bosch, 1861 – 1942, Industrieller

Robert Bosch gründete 1886 eine Werkstätte für Feinmechanik und Elektrotechnik, die spätere Bosch GmbH, eine Unternehmensgruppe mit zahlreichen Beteiligungsgesellschaften im In- und Ausland. Sozialpolitisch trat Bosch durch die Einführung des Achtstundentages (1906) hervor. Die nach ihm benannte Straße liegt im Gewerbegebiet Nord.

50 Jahre Stadt Niebüll

Mittelpunkt friesischer Volkstumsarbeit

von Max Petersen

Die Gemeinde Niebüll, 1436 erstmalig urkundlich erwähnt, erhielt im Jahre 1960 die Stadtrechte. In den fast 575 Jahren hat sich Niebüll zu einem bedeutenden Gemeinwesen in der Bökingharde entwickelt. Etliche Veranstaltungen werden in den Jahren 2010 und 2011 auf diese Entwicklung besonders eingehen.

Niebüll kann sicherlich auch als der Mittelpunkt der friesischen Volkstumsarbeit auf dem festländischen Teil des Kreises Nordfriesland angesehen werden, wobei die Umlandgemeinden in der Bökingharde und der Wiedingharde einen erheblichen Anteil an der Erhaltung der friesischen Sprache und des Brauchtums im nördlichen Bereich haben.

Nach Dr. Ernst Obsen George (1894 – 1970), Studienrat an der Friedrich-Paulsen-Schule – ein unermüdlicher friesischer Fanatiker – gelten die Einwohner der Bökingharde von jeher nach ihrem Aussehen, ihrem Charakter und ihrer Sprache als typische Friesen. Man braucht nur die Bilder von Carl Ludwig Jessen zu betrachten, um diese Beobachtung bestätigt zu finden.

1905 sprachen von 1971 Bewohnern Niebülls noch 1078 (54,7 %) friesisch als Muttersprache, in Deezbüll war der Prozentsatz noch weit höher; er lag 1927 bei 72,5 %. Aus diesem Grunde ist es zu verstehen, dass der Zentralort Niebüll auch vor der Stadtgründung, insbesondere durch den „Frasche Feriin for Naibel-Deesbel än trinambai“ Mittelpunkt der friesischen Volkstumsarbeit war.

Von hier gingen wesentliche Impulse aus durch folgende Personen:

  • Pastor Friedrich A. Feddersen aus Niebüll, Gründer des Vereins im Jahre 1879. Er begann für die Einrichtung eines Museums Gegenstände zu sammeln, die er dem Verein überließ und die noch heute im Heimatmuseum zu sehen sind.
  • Heimatdichterin, Lehrerin und Gründerin der friesischen Bühne Katharina Ingwersen aus Deezbüll.
  • Heimatdichter und Küster Nis-Albrecht Johannsen aus Deezbüll.
  • Heimatdichter und Lehrer Albrecht Johannsen aus Deezbüll, der Sohn von Nis-Albrecht Johannsen.
  • Dichterin Herrlich Jannsen aus Niebüll.
  • Kunstmaler Professor Karl-Ludwig Jessen aus Deezbüll.
  • Kunstmaler Professor Hans-Peter Feddersen aus den Kleiseerkoog.
  • Lehrer Broder Clausen aus Niebüll.
  • Emil Ewald aus Niebüll, zeitweise Präsident des Friesenrates und Vorsitzender des Nordfriesischen Vereins.
  • Studienrat Dr. Ernst Obsen George aus Niebüll.

Auch heute noch darf Niebüll mit dem Frasche Feriin als Mittelpunkt der friesischen Volkstumsarbeit anzusehen sein, zumal auch das Friesische Heimatmuseum im Ortsteil Deezbüll seit 1929 Aufschluss darüber gibt, wie die Vorfahren in der Zeit vor der Industrialisierung ihre Häuser bauten und wie sie darin wohnten. Und wir werden erinnert an die eigene alte friesische Kultur.

Auch wenn heute der Anteil der friesisch sprechenden Bevölkerung geringer geworden ist, so interessieren sich doch viele Bewohner der engeren Heimat sowie unsere vielen Feriengäste für die friesische Sprache und was sonst noch als friesisch angesehen wird.

Die Orts- und Flurnamen

Die Stadt Niebüll, ihre Gemeindeteile, etwas zu Alter und Bedeutung der Orts- und einiger Flurnamen

2011 mitgeteilt von Albert Panten, Deezbüll

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